Theodor Storm: Der Spiegel des Cyprianus

Nachdem einem Grafen die erste Frau, Mutter eines gemeinsamen Sohnes, unter den Händen wegstirbt, heiratet er erneut und zeugt mit seiner zweiten Frau einen weiteren Sohn. Die beiden Halbbrüder verstehen sich prächtig bis eines Tages ein entfernter Verwandter der aktuellen Ehefrau die Bildfläche betritt und die glückliche Patchwork-Familie mit einem gewissenlosen Sturm grausamer Intrigen überzieht. Angereichert wird dieses Mord-Bankett mit einem mysteriösen Spiegel, welcher in der Lage ist, je nach moralischer Gesinnung und Gemütszustand des hineinblickenden Charakters unterschiedliche Zukunftsperspektiven zu gewähren, zudem birgt dieses Glas-Orakel die Tücke, dass im Falle seines Umdrehens die prognostizierte Prophezeiung sich in ihr Gegenteil verkehrt. Eine schöne Geschichte mit wunderbarem Ende. (Zusätzliche Randnotizen: Der sprachliche Ausdruck wurde der Dramaturgie der Handlung angepasst + Einfache Erklärungen sind in 99,99% aller Fälle Lügen, weil dadurch die Komplexität des Gegenstandes immer reduziert und banalisiert wird und schwierige Erklärungen sind zu umfangreich und weitreichend als dass man sie der Allgemeinheit in Kürze erläutern könnte – man kann es drehen und wenden wie man will – es lebe das Unerklärliche!)